Coptic Magical Papyri. Vernacular Religion in Late Roman and Early Islamic Egypt
Dr. Korshi Dosoo
The Coptic Magical Papyri: Vernacular Religion in Late Roman and Early Islamic Egypt is a five-year research project (2018-2023) based at the Chair of Egyptology of the Julius Maximilian University Würzburg and funded by the Excellent Ideas programme. The team consists of Korshi Dosoo (research group leader), Markéta Preininger, and Julia Schwarzer. Our goal is to advance the study of the corpus of Coptic “magical texts” – manuscripts written on papyrus, as well as parchment, paper, ostraca and other materials, and attesting to private religious practices designed to cope with the crises of daily life in Egypt. There are about five hundred of these texts which survive, dating to between the third and twelfth centuries of the common era. The largest published collection to-date, Ancient Christian Magic (Marvin Meyer & Richard Smith, 1994), contains only about one hundred of these texts – about a fifth of the total number – while the remainder of those published are scattered in over a hundred books and articles, accessible to and known by only a few specialists.
Im deutsch-französischen Programm der Agence nationale de la recherche und der DFG für die Geistes- und Sozialwissenschaften ist ein Projekt für drei Jahre bewilligt worden, in dem Würzburger Ägyptologen mit Kollegen in Bordeaux zusammenarbeiten. Sie erforschen die ägyptische Tempelwirtschaft anhand einer einmaligen Quellengattung.
Die ältere Forschung gab den Römern die Schuld am Niedergang der Tempel in Ägypten. Heute wird hingegen die Auffassung vertreten, Rom habe in Ägypten sogar für eine wirtschaftliche Stimulation gesorgt. Vor diesem Hintergrund eignet sich nun der Tempel von Dimê besonders gut, fallstudienartig die ökonomische Situation eines ägyptischen Tempels unter römischer Provinizialverwaltung zu untersuchen und die aktuelle Sicht der Dinge zu überprüfen.
Zum einen ist sowohl die griechisch- als auch die ägyptischsprachige Dokumentation allgemein sehr reichhaltig, zum anderen speziell die Quellen, die das Wirtschaftsleben des Tempels erhellen. Darunter und an erster Stelle sind die listenförmigen Abrechnungen zu nennen, die in großem Umfang erhalten sind. Diese listenförmigen Abrechnungen wurden in der Buchhaltung des Tempels in demotischer Schrift niedergeschrieben. Allein die besser erhaltenen unpublizierten Exemplare von über 1 m Länge in Berlin, London, Paris und Wien summieren sich auf mehr als 800 Stücke.
Daraus werden gut 40 Exemplare im Projekt ediert. Ihre Analyse wird uns zwingen, unser Bild
(1) vom internen Wirtschaftsbetrieb eines regionalen ägyptischen Tempels,
(2) von der Einbindung 'des Tempels' als Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum in eine Verwaltungs- und Fiskalstrategie der römischen Herrschaft am Nil,
(3) vom Klerus als Gemeinschaft und seinem sozialen Status, und
(4) von der religiösen Praxis in Dimê und den benachbarten Heiligtümern zu revidieren.
Die beträchtliche Zahl der Quellen in ägyptischer (demotischer) Sprache in einer Zeit, in der das Griechische das Demotische endgültig als Verwaltungssprache abgelöst hat, ist ebenfalls eine Besonderheit, die die Problematik der Zweisprachigkeit im römischen Ägypten auf den Prüfstand stellt.
Das Ziel des Vorhabens ist, für dieses noch nicht edierte Corpus der Abrechnungen des Tempels von Dimê mit der Edition von rund 40 repräsentativen Exemplaren eine Publikation auf einer Online-Editionsplattform zu beginnen. So sollen Althistoriker und Ägyptologen neue Quellen an die Hand bekommen, die unser Wissen um das Wirtschaftsleben ägyptischer Tempel in der römischen Kaiserzeit auf eine neue Basis stellen. Dadurch mag sich auch das ordnungspolitische Handeln der Römer in Ägypten gegenüber diesen einheimischen Institutionen, die bis in die ptolemäische Zeit hinein höchst einflußreich waren, besser erfassen lassen.
Die Untersuchung der Abrechnungsrollen des Tempels von Dimê und damit des Finanzwesens, der Verwaltung und der Wirtschaftskompetenzen des Tempels im Verhältnis zu den Kompetenzen und Privilegien, die die römische Zentralverwaltung zugestand, wird neue Erkenntnisse über den Einfluß der Integration Ägyptens in das Imperium Romanum auf eine traditionelle ägyptische Institution liefern. Diese Studie, die sich auf ein überreiches und weitgehend nicht publiziertes Corpus gründet, ist einem neuen Forschungsansatz zur antiken Wirtschaft und antiken Fiskalwesen verpflichtet.
Archäologie des ägyptischen Staates und seiner Wirtschaft im 3.Jahrtausend v.Chr.: eine neue Untersuchung des Sahurê-Aufwegs in Abusir
Prof. Dr. Martin A. Stadler/ Dr. Mohamed Ismail Khaled
Der frühe ägyptische Staat kann als stark zentralisierter, komplexer politischer und kultureller Organismus aufgefasst werden, der auf verschiedenen Ebenen operierte mit dem König an der Spitze, dem seine engsten Vertrauten als hohe Beamte zur Seite standen. Im Namen des Königs war der Staat verantwortlich für die Einziehung erzeugter Waren, die dem Unterhalt des königlichen Hofes und der Durchführung königlicher Projekte dienten.
Zu den Ergebnissen solcherart durchgeführter staatlicher Administration zählten großangelegte Projekte, die nicht nur zentral gesteuerte landwirtschaftliche Aktivitäten betrafen, sondern auch nicht gewinnbringende, in der Herrschaftsideologie wurzelnde Projekte, wie die Errichtung der Pyramiden und anderer monumentaler königlicher Bestattungsplätze. Um diese finanzieren zu können, zog der Staat Steuern ein, die zumeist aus großen Teilen des landwirtschaftlichen Überschusses bestanden. Hinzu kam die Einziehung von zu Dienstleistungen verpflichteten Arbeitstruppen. Die Grundlage der altägyptischen Wirtschaft bildeten Landwirtschaft und Viehzucht. Dementsprechend spielten die königlichen Domänen, d.h. auf Anordnung des Königs eingerichtete landwirtschaftliche Produktionsbetriebe, eine herausragende Rolle in der Ökonomie des Alten Reiches.
Das neu bewilligte Forschungsprojekt fokussiert auf die Bearbeitung, Analyse und Interpretation der neu entdeckten Reliefszenen mit Domänenaufzügen vom Aufweg der Pyramidenanlage des Sahurê in Abusir. Diese königlichen Domänen sicherten u. a. die Versorgung der Arbeiter im Zuge der Errichtung des Pyramidenkomplexes dieses Königs als auch die später dort den Totenkult des Königs durchführenden Totenpriester und weiteres Kult- und Dienstpersonal mit Nahrung und anderen notwendigen Produkten.
Die königlichen Domänen spielten außerdem generell eine tragende Rolle bei der schrittweisen Erschließung des großenteils noch unerschlossenen Landes im Alten Reich, der sogenannten inneren Kolonisation, sowie die Entwicklung seiner Infrastruktur und der Konsolidierung der zentralen Landesverwaltung. Das am Aufweg des Sahurê in Abusir neu entdeckte Material liefert uns hervorragende Möglichkeiten, eine neue Diskussion über die Bedeutung der königlichen Domänen, ihrer Funktion, Nutzungsdauer, geografischen Lage und ihrer Position im System der Ökonomie des Alten Reiches zu initiieren.
Darüber hinaus kann das Projekt einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der altägyptischen Ökonomie und seines administrativen Apparates insgesamt, also zu den Grundlagen der altägyptischen Hochkultur selbst, leisten.
Das TELL BASTA-PROJECT
Tell Basta, die heutige Ruinenstätte der antiken Stadt Bubastis, liegt im östlichen Nildelta nahe der modernen Stadt Zagazig. Als Handelsknotenpunkt erlangte Bubastis bereits in der prädynastischen Zeit (um 3150 v. Chr.) überregionale Bedeutung und war in der Folgezeit, bis zum Ende der Kultur des Alten Ägypten, immer eine der wichtigsten Städte des Landes.
Die Bedeutung der Stadt spiegelt sich noch heute in den zum Teil einzigartigen erhaltenen antiken religiösen und administrativen Bauten. Für viele ägyptologische Forschungsthemen sind die Ergebnisse der Grabungen aus Tell Basta zentral.
Noch heute sind etwa 55ha der antiken Stadtfläche unerforscht. Diese stehen im Mittelpunkt der aktuellen Bemühungen des TELL BASTA-PROJECT, einer internationalen archäologischen Kooperationsgemeinschaft zwischen der Universität Würzburg (Deutschland), dem Ministry of State for Antiquities (Ägypten) und der Egypt Exploration Society (Großbritannien). Ziel dieses Projektes unter der Leitung von Dr. Eva Lange (Universität Würzburg) ist die wissenschaftliche Ausgrabung, Dokumentation, Aufarbeitung, Publikation und Restaurierung der Überreste der antiken Stadt Bubastis/Tell Basta in allen historischen Epochen der altägyptischen Geschichte, von der prädynastischen Zeit bis zur römischen Epoche (4000 v. Chr. - 500 n. Chr.). Einen neuen Arbeitsschwerpunkt wird ab 2014 die Rekonstruktion der Geomorphologie und Hydrogeographie des Ortes sowie die Untersuchung der Siedlungsentwicklung bilden.
Dime im Fayum – ein Tempel im Spannungsfeld von Tradition und Multikulturalität im hellenistisch-römischen Ägypten
Prof. Dr. Martin A. Stadler
Dime - ein Tempel in der ägyptischen Wüste
Das nach einer Anschubfinanzierung des Universitätsbundes von der DFG mit zunächst knapp 300.000 Euro für drei Jahre finanzierte Vorhaben untersucht Kult, Theologie, Geschichte und Chronologie des Tempels von Dime. Unter dem arabischen Namen Dime ist eine Ortschaft am Nordrand der Fayumoase in Ägypten bekannt, die aufgrund der teilweisen Verlandung, der Versalzung des Fayumsees und auch der Desertifikation des Umlandes um 250 n. Chr. aufgegeben wurde. Die Griechen nannten in der Antike den Ort Soknopaiu Nesos „Insel des Soknopaios“ und die Ägypter Ta-mai Sebek neb Pai pa netjer a’a „die Insel des Sobek, des Herren von Pai, des großen Gottes“. Dime war durch einen Tempel bestimmt, der in der römischen Kaiserzeit zu den ägyptischen Heiligtümern der ersten Steuerklasse gehörte und entsprechende Bedeutung genoß. Da die Gegend nie wieder besiedelt wurde und nun ein reines Wüstenareal ist, bestehen hier besonders günstige Bedingungen zum Erhalt antiken organischen Materials, so daß der Tempel in der Ägyptologie vor allem durch seine Papyrusfunde bekannt ist. Wichtige Teile werden heute in den großen Papyrussammlungen von Berlin und Wien aufbewahrt. Die Papyrustexte erlauben einmalige Einblicke sowohl in das Wirtschaftsgefüge eines ägyptischen Tempels in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten als auch die Theologie des Heiligtums und die Religion im römerzeitlichen Ägypten.
Die Arbeit des DFG-Projekts erfolgt in zwei Komplexen: 1. Die Edition dokumentarischer demotischer Texte und deren Auswertung unter Einbeziehung der bereits in Editionen verfügbaren Schriftquellen mit Blick auf die historische Entwicklung des Ortes und Tempels. 2. Die Erstedition des Textes zum täglichen Ritual im Tempel von Dime und religionshistorische Einordnung des Kultes in den ägyptischen Kontext, sowie die Erforschung der für den Ort identitätsstiftenden Mythologie aufgrund der Edition weiterer unpublizierter ägyptischer Quellen. Die untereinander thematisch vernetzten Teilbereiche des Vorhabens stellen wichtige Informationen zur Deutung und chronologischen Einordnung des architektonischen Befundes in Dime bereit. Dadurch werden die Stellung eines ägyptischen Tempels als geistigen und ökonomischen Zentrums sowie die Bedingungen ägyptischer Identität v.a. in Zeiten römischer Herrschaft exemplarisch aus verschiedenen Richtungen untersucht werden. Das Projekt betreibt Grundlagenforschung durch die Aufarbeitung noch kaum erforschter ägyptischer Textquellenkomplexe, die so für die Ägyptologie, die Alte Geschichte, aber auch die griechische Papyrologie erschlossen werden.